Antiwert
Unanständigkeit, Flegelhaftigkeit, Rüpelhaftigkeit, Rowdytum
Verwandte Begriffe
anständig, beanstanden, anstandslos, standesgemäß, Verstand, …tun, was ansteht.
Synonyme
Betragen, Charakter, Haltung, Lebensart, Lebensweise, Stil
Als Anstand wird ein als selbstverständlich empfundener Maßstab an gutem Benehmen bezeichnet. Der Anstand wird durch Anstandsregeln = Benimmregeln bestimmt.
Mehr Schein als Sein. Anstand kommt vom Verb „anstehen“ und bezieht sich ursprünglich auf Kleidung, im Sinne von: „Das steht Dir.“
Kleider machen Leute. Von standesgemäßer Kleidung und einem sittlichen Benehmen schloss man bis ins 20. Jahrhundert auf innere Reife bis edle Gesinnung. In der Moderne ist, was Anstand ist, weniger restriktiv über Kleiderordnung und Benimmregeln definiert. Dadurch wird es jedoch nicht leichter anständig zu sein.
Adolph Knigge verfasste 1788 eine Sammlung von Anstandsregeln als väterlichen Rat für seine Tochter. Bis in die 1980er war es schick den Anstandslehrer Knigge zu kennen, denn im Knigge Club diskutierte man beim Wein über die Weltlage und wusste, wie das Besteck richtig neben dem Teller zu liegen kommt. Der Mann von Welt ist heute Weltbürger und muss mit allen Wassern gewaschen werden. Da war das Büchlein von Herrn Knigge vergleichsweise überschaubar.
Seit dem 20. Jahrhundert versteht man unter einem „anständigen“ Menschen jemanden, der sich seinesgleichen gegenüber fair bis großzügig verhält. Anstand zu haben heißt, nicht nur den eigenen Vorteil im Blick zu haben. Es bedeutet, nicht stur nach Regeln und strikt nach Vorschriften, sondern mit vernünftigem Menschenverstand zu handeln.
Wer Anstand hat läuft nicht Gefahr, die Würde seines Gegenübers zu verletzen und nicht selbst die Würde zu verlieren. Wenn wir als Konsumgesellschaft Entwicklungsländer ausbeuten, haben wir keinen Anstand und demzufolge unsere Würde verloren.
Überall wo Todkranke und Tote auf der Straße liegen, darf man wohl von einem Entwicklungsland sprechen. In der Corona-Pandemie haben wir solche Bilder aus Spanien und Amerika gesehen.
„Im Leben stehen einem anständigen Charakter so und so viele Wege
offen, um vorwärts zu kommen. Einem Schuft stehen bei gleicher
Intelligenz und Tatkraft auf dem gleichen Platz diese Wege auch alle
offen. Daneben aber auch noch andere, die ein anständiger Mensch nicht
geht. Er hat daher mehr Chancen, vorwärts zu kommen, und infolge dieser
negativen charakterlichen Auslese findet eine Anreicherung der höheren
Gesellschaftsschichten mit Schurken statt.“
Hermann Oberth, deutscher Physiker
Fun-fact
Das Adjektiv „anständig“ wird umgangssprachlich anstelle von „groß“ verwendet. In diesem Punkt teilt es das Schicksal von sauber und ordentlich.
Wie wichtig ist Anstand für Dich? Lebenswichtig, mittelwichtig oder nicht so wichtig???